Design: Friedrich Wilhelm Lühring

gebaut 1911, Werft: C. Lühring Werft, Kirchhammelwarden

LüA: 40.23m  Br: 7.01m Tg: 2,74m

Belegung: 12 Personen in 6 Doppelkammern

Crew: 6 Personen

Revier: Ostsee, Atlantik, Karibik

 

 

 

Die„Eye of the Wind“ vereinigt in sich auf eine gelungene elegante Weise 100 Jahre schiffbauliche und maritime Tradition mit Moderne auf höchstem Niveau. Das Schiff ist unter Deck mit Salon  und  sehr komfortablen Kammern mit Dusche/WC für Übernachtungsgäste eingerichtet. Die Zahl der mitsegelnden Personen ist auf 12 begrenzt, - so ist es ideal für kleinere Gruppen, die etwas Ursprüngliches  suchen. Richtig Ursprünglich wird es, wenn vom Achterschiff plötzlich zu hören ist: All Hands! All Hands! All Hands! Dann heißt es für Alle raus zum Manöver:  Segel setzen, Rahen vorheißen, Rahen brassen, Schoten holen, Gordings durchsetzen oder sonstige Dinge, von denen man noch nie etwas gehört hat. Jetzt weiß auch der oberste Chef einer Firma wie Teamarbeit aussieht und wozu die Hände da sind. Die "Besatzung" einer Chef-Etage  lernt an Bord gemeinsam richtig zupacken, vielleicht eine ganz neue Erfahrung.

 

 

 

 

 - Im Führungstraining können  Führungskompetenzen ausgebaut und auf die Probe gestellt werden, denn hier wird ausschließlich manuell gesegelt. Defizite werden sofort erkennbar.

- Firmenevents  an Bord zu geschäftlichen Zwecken in maritimer Umgebung .

- im Familien- oder Freundeskreis können private Festlichkeiten an Bord begangen werden,  auf einem attraktiven richtigen Segeltörn oder zu Tagestörns bei den vielen maritimen     

Events an Nord- und Ostsee. Für alle gilt- ganz einfach unter Segeln entspannen.

 

 

 

ÜBERBLICK ZUM SCHIFFSLEBENSLAUF

Aber glücklicherweise fiel sie in die Hände einer Gruppe von Windjammer-Enthusiasten, die 1973 begannen, sie als Segelschiff wiederaufzubauen.Sie bekam 2 neue Masten. Der Fockmast wurde mit Fock-, Untermars-, Obermars- und Bramrah am dreiteiligen Mast versehen, Der Großmast erhielt nur ein Gaffelgsegel, den Spanker Eine Brigantine war geriggt. Man suchte und fand überall in England und auf der Welt Original Materialien, die für Takelage und Ausbau verwendet wurden. Ein ehemaliger Tanzboden aus widerstandsfähigem Teak wurde zum Bau der Deckshäuser eingesetzt und uralte englische Kirchenbänke geben dem unteren Salon seine unvergleichlich maritime Atmosphäre. Alle Blöcke wurden aus Holz und teilweise in aufwendiger Handarbeit gefertigt. So entstand mit der „Eye of the Wind“, wie sie jetzt hieß ein Segelschiffsjuwel, das auf der Welt seinesgleichen sucht.

 

 

 

 

Gleich ihre erste Reise führte sie rund um die Welt. Australien, Südsee, Kap Hoorn sind nur einige Positionsmeldungen, die Seglerherzen höher schlagen lassen. Diese erste Weltumrundung war 1978 beendet und die „Eye of the Wind“ wurde jetzt das Flaggschiff der Operation Drake, einer zweijährigen wissenschaftlichen Expedition unter der Schirmherrschaft von Prinz Charles. Die wechselnden Besatzungen der „Eye of the Wind“ kamen aus aller Herren Länder, hatten aber bereits nach kurzer Zeit eines gemeinsam: sie waren gefangen von der Seele und der Ausstrahlung dieses Schiffes. Man sagt Schiffen ja allgemein eine Persönlichkeit nach – auf der „Eye“ ist sie besonders zu spüren. Und es ist eine durch und durch angenehme und verlässliche Persönlichkeit.

 

 

 

 

 

 Die Optik Über die Jahrzehnte hat sich so ein „Fanclub“ gebildet, der auch heute noch im Internet aktiv ist, wo die Mitglieder die Geschichte „Ihres“ Schiffes verfolgen und sichimmer wieder zum Mitsegeln an Bord verabreden.und die besondere Atmosphäre des Schiffes war es wohl auch, die sie zum Filmstar machten. Ohne zu wissen, dass es sich um die „Eye of the Wind“ handelt, kennen Millionen von Kinobesuchern sie aus Filmen wie „Blue Lagoon“, „White Squall“, „Taipan“ oder „Savage Island“. Für den Film "Savage Island" erhielt "Eye of the Wind" 1982 eine Großsegelrah am Großmast, an der Groß-Marsstenge Untermars- und Obermarsrah. Nun war die Jackass-Brigg, manchmal auch Hermaphrodite-Brigg genannt - oder wie man in skandinavischen Ländern sagt, die Schoner-Brigg fertig.

 

 

 

 

 

Im Jahr 1990 segelte die „Eye of the Wind“ in der Südsee und nahm an der 200 Jahrfeier der Besiedelung der Insel Pitcairn (Meuterei auf der Bounty) teil. In 1991 umrundete sie zum zweiten Mal das Kap Hoorn und war nach 11 Monaten zurück in England. Als Segel-Trainings-Schiff, war sie in der Folgezeit auf den verschiedensten Meeren unterwegs und in den bekanntesten Häfen der Welt zu Gast.Im Jahr 2000 erwarb sie ein dänischer Unternehmer, restaurierte sie komplett und stattete sie mit modernster Technik und Elektronik für Navigation und Komfort aus. Glücklicherweise achtete er darauf, dass die Restaurierung so vorsichtig erfolgte, dass die „Eye“ ihren Charakter als traditionelle Brigg behielt. Die Bedienung der Segel erfolgt auch heute noch komplett mit Muskelkraft

 

 

 

 

 

 Bis zum Jahr 2009 war die „Eye“ für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich und harrte nach dem überraschenden Tod ihres dänischen Eigners einer ungewissen Zukunft. Am 1. April 2009 fand sie einen neuen Eigner und somit neue Aufgaben. Jetzt wird jungen und jung gebliebenen Führungskräften  an Bord gezeigt, dass sich die kleine Welt „Schiff“ hervorragend eignet, um daraus Lehren für die Führung der Unternehmenswelt zu ziehen. Und unter der Regie des neuen Eigners wird sie ihren Bug auch wieder in die Weiten der Ozeane richten und überall auf der Welt neue Fans und Freunde gewinnen

 

 

 

 

 

BILDER-GALLERIE

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

TECHNISCHE DATEN 1911 1976 1982
Länge über Alles 40,23 m    
Länge über Deck 31,40 m    
Länge in der WL 27,43 m    
Breite 07,01 m    
Tiefgang 02,74 m    
Ladung 222,00 t    
Verdrängung leer 108,00 t    
Verdrängung beladen 330,00 t    
Diesel L    
Wasser L    
Strom V    
Motor ab  Jahr 1926    
Takelung Gaffel-Schoner Brigantine Jackass-Brigg
Großsegel 100 m²    
Groß-Toppsegel  28 m²    
Schonersegel  79 m²    
Schonertoppsegel  25 m²    
Großstengestagsegel  19 m²    
Fock  32 m²    
Klüver  21 m²    
Außenklüver  18 m²    
Jager 26 m²    
Gesamtsegelfläche 348 m²    

 

EIN RÜCKBLICK AUF DAS LEBEN DES KONSTRUKTEURS UND ERBAUERS

 

Wird ein Schiff  100 Jahre alt, feiert der Eigner mit geladenen Gästen zu Recht gerne dieses einmalige Jubiläum. Es geht mit diesen Festtagen auch immer  die Ehrung des Erbauers einher. Was wäre ein Schiff ohne seinen geistigen Vater, der seine konstruktive Sichtweise und die Wünsche des Reeders versteht kunstvoll miteinander zu vereinen und zu Papier zu bringen. So jemand war mein Großvater. Obgleich ich ihn selbst aus meiner Kindheit noch gut in Erinnerung habe, beginnt das lange Leben meines Großvaters Friedrich Wilhelm Lühring nach meiner Vorstellung   in einer bereits "historisch zu nennenden Zeit".

Geboren am 15.Oktober 1866 in Kirchhammelwarden, als Sohn des Schiffszimmermeisters Johann Conrad Lühring und Helene Maria, geb. Büsing, wäre das junge Leben beinahe gleich zu Ende gewesen. Aus unerklärlichen Gründen brannte plötzlich das reetgedeckte Haus der Familie Lühring am Weserdeich. Meine Ur-Großmutter vermisste ihren Sohn erst, als sie selbst schon auf dem Deich stand, Also, - min Urgrotmudder fix rin int Huus, grept nach’n Kinnerwogen, un mit dat Blach nix wie wedder rut. Auf lütt Willem hatte dies wohl einen bleibenden Eindruck hinterlassen, - er war starker Raucher bis ins hohe Alter.

Aufgewachsen am Weserstrom, mit Strand, Booten und Schiffen absolvierte er nach dem Militärdienst das Technikum in Hamburg und wurde Schiffbau-Ingenieur. Seine ersten Anstellungen fand er auf Werften im Raum Hamburg. In Richtung Weser ging es mit einer guten Anstellung bei der Seebeck-Werft in Bremerhaven. Hier vervielfachte er die Arbeiterzahl und stieg zum vorstandsvorsitzenden Direktor der Werft auf. Er trat dem örtlichen Gourmet-Club bei und lernte meine Großmutter Frieda kennen, die er 1906 heiratete. In dieser Zeit hatte mein Großvater einmal die Ehre mit Seiner Majestät Kaiser Wilhelm II zu speisen. Mein Großvater fügte später immer schmunzelnd und leise hinzu: „Ich saß aber  am anderen Ende der Tafel“.

Im Jahre 1909 übernahm er die Werft meines Ur-Großvaters Johann Conrad Lühring in Kirchhammelwarden unter der Bedingung, den Schiffbau vollständig von Holz auf Stahl umzustellen zu können. Mit dem neuen Baumaterial entstanden nun unter der Feder von Friedrich Wilhelm Lühring Konstruktionen, die für ihre, als Frachtsegler, bedeutsame Schnelligkeit und den gefälligen Linien bekannten Schoner.  Mein Großvater vertrat die Ansicht, daß ein Segelschiff, dessen Linieführung dem Auge des Betrachters schmeichelt, auch gut segelt. Bereits in seiner bremerhavener Zeit lieferte er für seinen Vater Konstruktionszeichnungen für stählerne Schiffe nach Kirchhammelwarden . Sozusagen auf dem kleinen Dienstweg.

 1911 wurde am 22.April die Tochter Elisabeth, meine Mutter, von Frieda und Friedrich Wilhelm Lühring geboren. Es scheint ein wirklich guter Jahrgang gewesen zu sein. Denn im Juli des Jahres 1911 wurde auf der Lühring Werft die Bau-Nr. 115 , der Segelschoner „Friedrich“ seinem Reeder und den Elementen übergeben. Heute segelt dieses Schiff unter dem Namen "EYE of the WIND" . Die "Friedrich" war damals als Schoner mit Breitfock  getakelt, eine einfache Takelage für eine nur kleine Besatzung von 6 Mann. Die  Reisen gingen 2 Mal im Jahr  mit Salz aus Deutschland an den Rio de La Plata . Auf den Rückreisen von Argentinien waren Rinderhäute nach Cornwell geladen.  Nach Deutschland wurde auf der letzten Etappe von England China-Clay mitgenommen. Es waren für den Kapitän und den Reeder, oftmals eine Person,  sehr einträgliche Reisen, so daß alle Schiffe auf dieser Handelsroute schnell bezahlt waren.

 Jeden Tag vor dem Frühstück spazierte mein Großvater durch seinen großen Garten an der Weser, rauchte die erste Zigarre des Tages und kontrollierte dabei seine Blumen- und Gemüsebeete. Nach dem Frühstück auf dem Weg zur Werft schmökte er die zweite Zigarre, immer langsam und bedächtig. Sein erster Weg auf der Werft war über den Platz – mit Zigarre. Die Werftarbeiter aus unserem Dorf sagten dann oft: „Kiek, dor kümmt Vadder Willem“. Eine Bemerkung, die auf Respekt und Vertrautheit beruhte. Mein Großvater kannte fast jeden Werftarbeiter beim Vornamen, - die plattdeutsche Sprache war hier obligatorisch. Jeden Sonntagvomittag ging Friedrich Wilhelm zu Freels unterm Deich, ließ sich rasieren und den Bart stutzen. Danach, nur eine Tür weiter, setzte er sich frisch rasiert an den Stammtisch. Beim Bierchen und Klönschnack pflegte mein Großvater hier unter anderem die Kontakte zu Schiffseigentümern und Kapitänen, die für die Werft einmal wichtig sein könnten. Mittags wieder zu Hause, servierte meine Großmutter den  Sonntagsbraten Jedes Mal sagte mein Großvater zu meiner Großmutter: "Na Frieda, wenn das man reicht". Damit war der sonntägliche Frieden dahin. 

 Aber die Zeiten änderten sich. Der Bruder meines Großvater, Hinrich Gerhard Lühring, der bis zum Ausbruch des I. Weltkrieges 1914 als Lehrer am Seminar in Oldenburg tätig war, musste an die Front nach Ostpreussen. Um seinen Bruder aus der Hölle des Krieges zu befreien, stellte mein Großvater für seinen jüngeren Bruder den Antrag auf „Unabkömmlichkeit“. Diesem Antrag wurde stattgegeben und Gerhard Hinrich Lühring begann im Büro der Werft AG Weser in Bremen  den Papierkrieg zu bearbeiten.

 Auf der Werft wurden nach dem 1. Weltkrieg  vornehmlich Schoner mit Hilfsmotor gebaut oder zu diesen umgebaut. Ab 1927 war der Sohn von Gerhard Hinrich Lühring , Conrad Lühring, auf der Werft als Schiffbauingenieur tätig.

Für meinen Großvater mit seinen 76 Jahren war es in seinem Leben noch einmal ein großes Erlebnis  im Jahr 1942 auf  U-592 unter dem Kommando meines Vaters Carl Borm auf den Grund der Ostsee zu tauchen. Oh, sagte mein Vater oft, "die Erbsensuppe hat Opa da unten aber gut geschmeckt".

 Aber Schicksalsschläge blieben auch Friedrich Wilhelm Lühring nicht erspart. Sein Sohn   Hinrich Lühring starb als Unteroffizier in Russland vor Leningrad. Leider wurde Hinrich von seinem Groß-Onkel Conrad Lühring  für die Werft nicht „unabkömmlich“ gestellt. Der Enkel von Friedrich Wilhelm Lühring Jan-Uwe, Sohn von Tochter Elisabeth, verh. Borm, starb am 23..06. 1946 zu Hause durch einen Unfall. Der Enkel Rolf Lühring, Sohn des in Rußland  gefallenen Hinrich, ist im September 1957 mit der  Viermastbark „PAMIR“ auf See geblieben.

Immer sehe ich meinen Opa in seinem großen Ledersessel, die Pfeife oder Zigarre in der Hand und eine blaue Wolke über ihm. Wann immer möglich  wurde er im Rollstuhl in seinen Garten an der Weser geschoben. Bis zuletzt, mit 92 Jahren, konnte er auf Zigarre und Pfeife nicht verzichten. Als er diese vor Altersschwäche nicht mehr halten konnte, sagte er zum sich bemühenden Hausarzt: "Lot man sin, is god wen".

 Unter dem Namen „EYE of the WIND“ beging die ex „Friedrich“  ihren 100. Ehrentag am Wochenende 29/30 April, 1.Mai 2011 in Elsfleth. Was würde mein Großvater Willem wohl dazu sagen? Ich vermute mal , er wäre sehr stolz auf das Schiff und würde schmunzelnd sagen: „Se is jo ganz god inne Farf, ober optokelt hep se her as ne olle Film-Diva“. Wie Recht er hätte.

 

Enkelsohn Jan-Holgar Borm