"DIE  OSTSEE" AM ENDE DER LETZTEN EISZEIT UND IM HOLOZÄN,

von K.Duphorn& P.Wolstedt

Das Ostseebecken ist ein altes tektonisches Senkungsfeld. Zwar wurde die heutige Großform des Ostseebeckens erst im Tertiär ( von 60 Millionen Jahre bis 1 Million Jahre  vor heute) angelegt, doch wiederholen sich an der Nord-Süd Achse posthum bereits im Präkambrium ( 570 Millionen Jahre vor heute ) vorhanden gewesene Senkungstendenzen. In den Eiszeiten wurde das Ostseebecken durch das Gletschereis tief ausgeschürft. Der "Ostseetrog" entwickelte sich zu einer Hauptbewegungsbahn des skandinavischen Inlandeises. Die Interglazialzeiten brachten zunächst im Westen die Transgression des Holstein-Meeres,  ihr folgten,  jetzt weiter nach Osten ausgreifend, die Transgression des Eem-Meeres und des Portlandia-Meeres.

Die Spät- und Nacheiszeit ließen in phasenhaftem Entwicklungsgang auf den Baltischen Eisstausee das Yoldia-Meer, den Ancylus-See, das Litorina-Meer und  das Mya-Meer folgen. Diese Entwicklungsphasen, die für die morphologische Küstengestaltung die größte Bedeutung besitzten, werden im folgenden zusammenfassend beschrieben:

Baltischer Eisstausee: Während der Weichsel-Spätglazialzeit (10.500 Jahre bis 8.000 Jahre vor heute) bestanden im Ostseeraum Eisstauseen wechselnden Umfanges, die im Norden vor allem vom Eisrand begrenzt waren. Von der älteren Geschichte des sogenannten Baltischen Eisstausees wissen wir bisher noch wenig. Zeitweilig ging die Entwässerung über das nordöstliche Finnland zum Weißen Meer. Auf diese Weise gelangten marine Glazialrelikte aus dem Polarmeer, vor allem Krabben,  in den Baltischen Eisstausee und in die Rinnenseen des Nördlichen Baltischen Landrückens.

Ein erster Abfluß des Baltischen Eisstausees nach Westen erfolgte, als das Eis bis zum Planta-Paß südlich des Billingen zwischen Vänern- und Vättern-See in Mittel-Schweden zurückgeschmolzen war.
Aber der Zugang zum Meer schloß sich wieder durch Hebung des Landes.

Yoldia-Meer: Bei weiterem Zurückschmelzen des Eises entstand nördlich des Billing die erste größere Verbindung zum Weltmeer. Jetzt sank der Spiegel des Baltischen Eisstausees plötzlich um fast 50m, und nun drang die Muschel Yoldia arctica in das Ostseegebiet vor. Diese Phase der Ostsee wird als Yoldia-Zeit bezeichnet. Sie war verhältnismäßig kurz und fällt im wesentlichen mit der Präborealzeit ( 8000 Jahre bis 7000 Jahre vor heute ) zusammen.

Ancylus-See: Etwa am Ausgang der Präborealzeit ( 8000 Jahre bis 7000 Jahre vor heute)  wurde die Verbindung der Ostsee zum Weltmeer erneut unterbrochen. Es entstand der Ancylus-Süßwassersee, dessen Abfluß nach Westen teils durch den "Sund" und den "Großen Belt", teils durch den Svea-Paß in Mittelschweden erfolgte. Bezeichnend für diese Phase der Ostsee, die im wesentlichen mit der Borealzeit ( 7000 Jahre bis 5500 Jahre vor heute ) der pollenanalytischen Gliederung zusammenfällt, ist die Süßwasserschnecke Ancylus fluviatilis.

Der Seespiegel lag etwa 8m unter dem heutigen Meeresspiegel. Im Gegensatz zu älteren Auffassungen, nach denen in dieser Phase die ganze westliche Ostsee mit dem südlichen Randstreifen und den Dänischen Inseln Land gewesen sei, haben neuere Arbeiten ergeben, daß Buchten des Ancylus-Sees bis in die Inselgebiete von Usedom und Rügen reichten, und daß auch in der Kieler Bucht, in der Flensburger Förde und in der Beltsee verlandende Seen bestanden